Unser Anliegen und Erfahrung
Zahlreiche Massengräber — schätzungsweise über 2.000 Erschießungsstätten befinden sich allein auf dem Gebiet der heutigen Ukraine — sind heute stumme Zeugen des Holocaust. In abgelegenen SDas ukrainisch-deutsche Projekt »Netzwerk Erinnerung« wurde 2020 ins Leben gerufen. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, Orte der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Massenverbrechen zu bewahren und zu schützen. Dafür wird ein Netzwerk lokaler Initiativen aufgebaut, das unabhängig und systematisch die Erinnerung an die Geschichte des Holocaust und des Völkermords an Roma in der lokalen Gedenkkultur verankert.
Im Jahr 2023 sind wir inzwischen ein Netzwerk von Gemeinden und Experten, die das kulturelle Erbe der lokalen Juden und Roma schützen und würdigen und die Grabstätten der Opfer des Holocaust und des Völkermords an Roma pflegen. Gemeinsam gestalten wir die Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg, erkennen die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der verschiedenen Gemeinschaften und Bewohner der Ukraine an und setzen uns für einen multiperspektivischen Zugang zur ukrainischen Geschichte ein.
Seit dem 24. Februar 2022 hat sich unsere Arbeit in der Ukraine intensiviert. Angesichts der Eskalation des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben wir unsere Aufgaben angepasst. Vor dem Hintergrund der Kriegssituation in der Ukraine tauschen sich Mitglieder des »Netzwerkes Erinnerung« regelmäßig über lokale Nachrichten aus, koordinieren gemeinsame Aktivitäten und Bedürfnisse. Trotz des täglichen Risikos und der physischen Gefahr setzen die lokalen Initiativen ihre Forschungen sowie ihre Bildungs- und Kulturarbeit beharrlich fort. »Netzwerk Erinnerung« ist zu einer Stütze der Zivilgesellschaft in den Partnergemeinden des Projekts geworden.
Aufgrund der vorsätzlichen Zerstörung von Bildungs- und Kultureinrichtungen, Museen und Archiven sowie der Zerstörung und des Diebstahls historischer und kultureller Sammlungen durch russische Truppen unterstützen wir bedrohte oder betroffene Institutionen.
»Netzwerk Erinnerung« sieht den Bedarf der ukrainischen Gesellschaft, Parallelen zwischen Geschichte und Gegenwart zu ziehen, und nimmt es zum Anlass, die Vergleiche zu reflektieren und einzuordnen. Hierfür haben wir einen digitalen Diskussionsraum für die Reflexion über die Geschichte des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs im Kontext des aktuellen Krieges gegen die Ukraine geschaffen.
Die Arbeit mit authentischen Orten der Gewalt der deutschen Besatzung und der Erinnerung an die Opfer dieser Verbrechen, ihre Erforschung und Gestaltung als Orte der Erinnerung und Information sowie die Suche nach neuen Wegen zum Schutz solcher Erinnerungslandschaften ist eine Herausforderung. Sie wird mit dem Hinzukommen zahlreicher Stätten der Gewalt und Massengräber als Folge des von Russland begonnenen Krieges an weiterer Relevanz gewinnen.